Der Luftverkehr leistet einen wichtigen Beitrag zu einer globalisierten Welt. Sein Beitrag zu den vom Menschen verursachten CO2-Emissionen wird jedoch als Bedrohung für die Nachhaltigkeit angesehen. Mit der schwedischen Bewegung "Flying Shame" ("flygskam") sind die Emissionen des Flugverkehrs in den Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdebatte gerückt. Fairerweise muss man sagen, dass der Flugverkehr nur etwa 2 % der weltweiten, vom Menschen verursachten CO2-Emissionen ausmacht.
Andererseits ist der Luftverkehr der größte Verursacher von CO2-Emissionen unter allen Verkehrsträgern. Neben CO2 stößt der Luftverkehr auch NOx-Emissionen aus. Und - anders als bei anderen Verschmutzungsquellen - finden die Emissionen des Luftverkehrs in einer Höhe von etwa 12 km statt, wo die Atmosphäre besonders empfindlich auf diese Emissionen reagiert.
Sicherlich hat die Coronavirus-Pandemie nicht die "Flying-Shame-Debatte" ausgelöst, aber sie hat die Sensibilität für Nachhaltigkeitsthemen gefördert.
Die Entwicklung von wasserstoffbasierten Triebwerken ist zwar auf dem Weg, aber noch weit von einer Standardanwendung entfernt. Anders als bei anderen Emissionsquellen kann der CO2-Fußabdruck von Fluggesellschaften reduziert und kompensiert werden, aber Flugzeugtriebwerke werden zumindest in den nächsten zehn Jahren nicht völlig CO2-neutral sein.
Vor diesem Hintergrund kann man sich fragen, ob eine grüne Fluggesellschaft ein realistisches Szenario ist?
Dies führt zu einer kritischen Situation für das Management: Selbst wenn die Fluggesellschaften den Aufforderungen ihrer auf Nachhaltigkeit bedachten Kunden nachkämen, wären sie nicht in der Lage, die CO2-Emissionen kurzfristig zu senken. Daher könnte eine intensive Kommunikation über grüne Maßnahmen ohne spürbare, kurzfristige Reduktionsbemühungen zu einem Vertrauensverlust und der Wahrnehmung der Kunden führen, dass die Fluggesellschaften nur Greenwashing betreiben.
Um eine negative Kundenwahrnehmung zu vermeiden, müssen die Fluggesellschaften ihre Auswirkungen auf das Klima zugeben und gleichzeitig einen langfristigen Plan zur Verringerung ihres CO2- und NOx-Fußabdrucks vorlegen. Nur wenn der Eindruck entsteht, dass die Fluggesellschaften ihre Auswirkungen auf das Klima ernst nehmen, werden die Kunden ihre Aktivitäten honorieren. Die Werbung für neuere, treibstoffeffizientere Flugzeuge allein wird in den Augen kritischer Kunden in Zukunft nicht ausreichen. Stattdessen brauchen die Fluggesellschaften einen selbstreflektierten, offenen und realistischen Weg zu mehr Nachhaltigkeit, der mit authentischen Maßnahmen unterlegt ist. Eine Kommunikation, die versucht, die geringen Gesamtauswirkungen des Flugverkehrs zu betonen, könnte in Zukunft eher zu negativer Mundpropaganda führen. Darüber hinaus könnte die Kommunikation von Billigangeboten parallel zur Nachhaltigkeitskommunikation das Vertrauen der kritischen Kunden zerstören.
Obwohl der Flugverkehr nur 2 % zum vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß beiträgt, wird er mehr denn je im Fokus kritischer Kunden stehen. Nur durch ein angemessenes Nachhaltigkeitsmanagement können die Fluggesellschaften die Kontrolle über ihre Wahrnehmung der Nachhaltigkeit und ihr Image im Allgemeinen behalten. Dieser neue Schwerpunkt erfordert eine enge Koordinierung ihrer Marketing- und Nachhaltigkeitsinitiativen, um kohärente Kommunikationsansätze zu entwickeln.